Samstag, 1. September 2012

Ein Monat Kolumbien, Zusammenfassung

Schon einen Monat bin ich nun hier in Kolumbien. Ich muss sagen, ich habe es noch nicht einmal eine Sekunde bereut, diese doch sehr große Entscheidung gemacht zu haben, eine total andere Kultur mit total anderen Menschen kennen zu lernen und sage zu allen die diese einmalige Chance bekommen: Nutzt sie! Man lernt so viel neues kennen und baut ein neues Leben auf. Es macht unglaublich viel Spaß. Zwar habe ich auch ein paar Hindernisse überwunden, aber mit Erfolg, nichts ist unmöglich. Meine Familie und Freunde aus Deutschland vermisse ich schon, aber ich habe es mir viel schlimmer vorgestellt habe. Nicht böse sein! Aber ich konzentriere mich hauptsächlich auf mein Auslandsjahr um alles richtig zu machen.
Das Wetter hier ist immer warm oder sogar unerträglich heiß, an die 30-40°C.
Einen Ventilator ist überall zu finden, zu Hause, auch Nachts, in der Kirche, in der Schule, einfach überall! Man sollte schon mehrmals täglich duschen, was mir aber nichts ausmacht, da es gut tut. Am Tag dusche ich zwei mal, einmal nach der Schule und vor dem Schlafen gehen. Ich finde es auch nicht schlimm, dass wir kein warmes Wasser haben, ich habe also schon einen ganzen Monat nur kalt geduscht, was ich noch nie in meinem Leben an einem Stück in Deutschland geschafft habe.
Die Sonne geht um sechs Uhr Morgens auf und verschwindet auch um sechs Uhr Abends schon wieder, so ist es das ganze Jahr.
Unser Haus ist wie, ich würde sagen, 90% hier in Cùcuta ein Reihenhaus, was zur Sicherheit wie alle Häuser, eingezäunt ist. Wir haben in einem ein Ess- und Wohnzimmer, eine Küche, zwei Abstellräume und zwei Bäder. Mein Bruder hat sein eigenes Zimmer und ich teile mir meins mit meiner Schwester, welches einen winzig kleinen Balkon hat, durch welchen man das Zimmer der Oma erreicht. Dann gibt es noch das Zimmer meiner Eltern und noch einen kleinen Balkon, man muss um zu den Balkon zu kommen durch das Zimmer meines Bruders oder das Schlafzimmer meiner Eltern gehen. Unser Bad ist total klein, aber das macht mir überhaupt nichts aus. Was hier auch noch unterschiedlich zu Deutschland ist, ist dass man das Klopapier nicht in das Klo wirft, sondern in einen Korb, der daneben steht, da sonst das Klo verstopft. Man gewöhnt sich dran. Dass ich mir mein Zimmer mit Monika teile, macht mir nichts aus. In Deutschland habe ich zwar mein eigenes Zimmer und ich habe gedacht, es fällt mir schwer, keine Privatsphäre zu haben, aber das geht. Manchmal wünschte ich, ich hätte mal meine Ruhe ganz für mich alleine, auch wenn ich nur mal kurz spazieren gehen könnte, aber das kann ich hier noch nicht machen. Meine Gasteltern sind sehr vorsichtig, was normal ist, da ich ein ''geliehenes'' Kind bin. Vielleicht wird das anders, wenn ich erst einmal ein bisschen länger hier bin.
Das Essen ist sehr regional und unterschiedlich zu Deutschland häufig total eintönig aber immer frisch. Typisch sind Reis, Hähnchen und die frischen Früchte. Sehr verschieden schmecken die Avocados, sie schmecken meiner Meinung nach viel besser als die eingeflogenen in Deutschland, was irgendwie selbsterklärend ist. Zum Frühstück bekommen wir meistens Milch mit ein wenig Kaffee, was hier als richtigen Kaffee bezeichnet wird, mit Milchbrötchen, die dann in den ''Kaffee'' eingetaucht wird. Oder es gibt Müsli.
Der gute kolumbianische Kaffee geht jedoch leider ins Ausland.
Typisches Essen für ''Departementos Sandander und Norte de Santander'' (so was wie Bundesländer) sind geröstete schwarze Ameisen mit dickem Hinterteil, Blutwurst, Ziegenbraten aus dem Ofen, Kaninchensuppe und Fleischeintopf mit verschiedenen Tieren mit Mais und Bohnen. Laut meinem Reiseführer. Ich jedoch habe nur den Fleischeintopf gegessen, welcher gewöhnungsbedürftig ist. Ein anderer Austauschschüler, der hier auch in Cùcuta lebt, hat schon die Blutwurst gegessen, welche sich anscheinend schlimmer anhört, als sie tatsächlich schmeckt. Ein Reis-Blutgemisch in einem Tiermagen, das ganze wird gekocht.
Die Preise sind unterschiedlich teuer/billig. Schokolade zum Beispiel, ist hier viel teurer als in Deutschland, zumindest die gute. Die Milka Schokolade kostet knapp vier Euro umgerechnet. Aber es gibt nur die normale Milka leider. Vieles aber ist auch viel billiger als in Deutschland, was das Essen angeht. Die beliebten Oreo Kekse kosten hier circa zwei Euro, die ganz große Packung. Das Trinken ist auch billiger. Was sehr teuer ist, sind Kosmetikprodukte wie Shampoo, Seife, Zahnpasta und Sonstiges. Klamotten sind meistens genauso teuer wie in Deutschland. Das kolumbianische Einkaufszentrum bietet die verschiedensten Früchte an. Eine Frucht, die mir sehr schmeckt, ist die Platano, eine Kochbanane, die man roh nicht essen sollte. Man kann sie verschieden zubereiten, von süß zu herzhaft und fehlt bei dem Mittagessen so gut wie nie.
Cùcuta, die Stadt in der ich nun einen Monat schon lebe, ist im Gegensatz zu vielen anderen in Kolumbien eine der sichersten und die Einzige, in der es eine Straße Null gibt, die Avenida 0. Es bereitet keine Probleme auch Nachts auf die Straßen zu gehen, doch man sollte Tagsüber, wie auch Nachts, nicht offen Kamera oder Handy halten und mir wurde gesagt, dass ich auch nicht telefonieren soll, auf der Straße. Zumindest nicht, wenn viele Menschen unterwegs sind.
Dass Cùcuta direkt an der Grenze zu Venezuela liegt ist der Grund für ihre rasanten wirtschaftlichen Aufstieg. Deutsche und Schweizer können ohne Probleme nach Venezuela fahren, ich brauche also kein Visum um nach Venezuela zu gelangen.
Der Verkehr verläuft recht friedlich, was auch gut so ist, es ist ungewöhnlich sich hier an zuschnallen. Wer die Straße jedoch überqueren möchte, sollte aufpassen, auf Fußgänger wird nicht viel Acht genommen. Es wird viel gehupt, zum Beispiel wenn man an einer Ampel steht und nicht sofort fährt oder zu langsam unterwegs ist. Die Straßen verlaufen nicht wie in Deutschland kreuz und quer, sondern immer quadratisch, was in ganz Lateinamerika verbreitet ist, Straßen in Nord-Süd-Richtungheißen Carreras und die Straßen in Ost-West-Richtung heißen Calles.
Die Polizei ist regelmäßig zu sehen, wodurch ich mich sicherer fühle.
Dass Kolumbien fast nur mit Drogen konfrontiert wird, ist eine falsche Aussage, ich habe noch nichts von Drogen mitbekommen. Wer Drogen nimmt, vorschlägt, Drogen zu nehmen oder auf ein entsprechendes Angebot bereitwillig eingeht, überschreitet in den Augen vieler Kolumbianern eine unsichtbare Grenze der Ehrbarkeit. Außerdem ist es strafbar. Der durchschnittliche Kolumbianer hat nichts mit dem Konsum illegaler Drogen absolut nichts im Sinn. Auch wer sich total normal benimmt wird auch normalerweise nicht gekidnappt.
Sport ist in Kolumbien sehr beliebt, besonders Fußball, auch mein Bruder ist sehr Fußballbegeistert. Außerdem ist hier das Basketballspielen sehr verbreitet.
Über das Aussehen der Lateinamerikaner kann ich folgendes feststellen: Sie erreichen durchschnittliche eine nicht so hohe Körpergröße, meistens zumindest. Es gibt auch Menschen, die sehr groß sind. Ich würde mal sagen, 99% der Kolumbianer haben braun bis schwarze Haare und braune Augen, sowie eine dunkle Hautfarbe. Meine Gastmutter aber hat blaue Augen und helle Haare, mein Bruder hat dunkelgrüne Augen und meine Gastschwestern etwas hellere Haare. Aber die meisten sehen so aus, wie eben beschrieben. Ich bin auch die Einzige an meiner Schule, mit blauen Augen, an den ersten Tagen in der Schule hat mich jeder verwundert angeschaut und mir gesagt, was für schöne Augen ich doch habe, sie wollten Fotos und mich gleich bei Facebook adden, was auf Dauer echt anstrengend wurde.
Die bevorzugten Transportmittel in Cùcuta sind verschieden zu Deutschland. Was in Deutschland eher ungewöhnlich ist, ist das Taxi-fahren. Hier gibt es total viele Taxis, die andauernd gebraucht werden. Von meiner Organisation aus, bin ich es aber nicht erlaubt, ein Taxi von der Straße zu rufen, da es zu gefährlich sei. Ich müsste mir eins mit dem Telefon bestellen. Eine Zugverbindung gibt es hier auch nicht. Oft wird auch mit dem Bus gefahren, welche auch wieder anders zu Deutschland sind, aber ich bin noch mit keinem gefahren, ich berichte sobald ich mehr weiß.
Mein Handy habe ich auch schon soweit ausgerüstet, dass ich schreiben und telefonieren kann, was auch wichtig ist, sobald ich irgendwo abgeholt werden muss oder ich mich eventuell irgendwann mal verlaufe, was hier gut möglich ist, denn jede Straße sieht für mich gleich aus. Alleine war ich jedoch noch nicht unterwegs.
Die Schule macht immer mehr Spaß, Anfangs fande ich es etwas langweilig, da ich nichts verstanden habe. Für die Schule muss ich morgens um fünf Uhr aufstehen, um fünf vor sechs Uhr geht es aus dem Haus und dann circa fünf Minuten Autofahrt mit meinem Vater und meiner Schwester, sie geht auf die gleiche Schule, und die Schule geht um zehn nach sieben los.
Normal hier ist es, eine Schuluniform zu tragen, was ich mir nie vorstellen konnte, da es in Deutschland unüblich ist. Ich habe mich daran gewöhnt, aber ich mag es noch lange nicht. Viele Personalinfizieren sich mit ihrer Kleidung, ist nicht möglich mit einer Schuluniform. Ich fühle mich auch nicht wohl, mit der Uniform. Aber es ist okay.
Meine Schule ist ein großes Gebäude, mit einem kleinen Schulhof. Das Schulgelände ist eingemauert mit einer Metall und es gibt einen kleinen Ein- und Ausgang.
Der Unterricht geht eine halbe Stunde nur, aber nur eine einstündige Pause. In meiner Schule in Deutschland geht der Unterricht 45 Minuten und alle 90 Minuten gibt es eine fünfzehn- oder zwanzig- Minutenpause. Dafür geht die Schule hier nur bis ein Uhr und in Deutschland habe ich oft bis vier Uhr Unterricht. In der einstündigen Pause wird immer etwas zu Essen in der kleinen Caféteria gekauft, sie bietet eine große Auswahl an verschiedenen warmen Gerichten an, wie zum Beispiel ein Stück Pizza oder Hamburger, sowie einen Hot Dog für gerade mal 2.000 Pesos, sind 90 Cent. Oder Pastilla, eine Teigtasche, gefüllt mit Huhn oder anderen Fleischarten. Auch Süßigkeiten, Säfte und andere kaltgestellten Getränke kann man dort kaufen. Eine Frau verkauft auch selbstgemachtes Eis, welches in einem kleinen Plastikbecher an einem Stiel zu genießen ist. Mein Lieblingsgeschmack ist Kokos. Auch Wassereis kann man sich auf dem Schulhof kaufen, welches gerade mal 20 Cent kostet.
In der Pause wird oft Basketball oder am häufigsten wird American Football gespielt. Die, die nicht gerade spielen, schauen zu und feuern an. 
Wenn die Schule zu Ende ist, werden nur die Schüler raus gelassen, deren Eltern schon da sind. Ich weiß selber nicht warum. 
Mit der Sprache komm ich schon gut zurecht, auch wenn ich oft nicht verstehe was jemand von mir möchte, verstehe ich, wenn sich jemand unterhält, worum es geht. Und dank dem Spanischunterricht komm ich noch schneller voran. Normalerweise braucht man drei Monate, um Spanisch fließend zu sprechen, ich bin gespannt wie lange ich brauche.

Meine Zukunftspläne:
An dem 9. September gehe ich noch einmal auf einen fünfzehnten Geburtstag von einem Freund meiner Schwester, aus der Schule.
An dem 15. September gehe ich auf ein Raeggaton und Vallenato Konzert, mit einigen anderen Austauschschülern meiner Organisation und ich freue mich schon riesig. Die Tickets haben wir schon besorgt.
Dann steht wahrscheinlich noch im November die Amazonasreise an.

Sonst habe ich noch keine Pläne, aber ich werde euch weiterhin fleißig berichten, damit auch ihr wisst, was ich hier in dem warmen Cùcuta so mache.

2 Kommentare:

  1. da sind wir ja total froh, daß man normalerweise nicht gekidnapped wir, wenn man sich normal verhält!!! Julchen, du bist echt einmalig!!

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